Wiener Wohnbau Ausstellung im EU-Parlament

 10. Oktober 2014

Vom 6. bis 10. Oktober habe ich gemeinsam mit der Stadt Wien, Wiener Wohnen und dem Verbindungsbüro der Stadt Wien in Brüssel die eindrucksvolle Ausstellung „Wiener Wohnbau 1920 -2020“ im Europäischen Parlament präsentiert. Zur Eröffnung am 6. Oktober, dem Internationalen Mieterschutztag, war auch der Wiener Wohnbaustadtrat Michael Ludwig im EU-Parlament, um die Erfolgsgeschichte des Wiener Wohnbaus zu erzählen.

 

Von Wien lernen

Heute gehören der Stadt 220 000 Wohnungen in denen ungefähr 500 000 Wienerinnen und Wiener wohnen. Zusätzlich gibt es rund 200 000 von gemeinnützigen Wohnbaugenossenschaften errichtete Wohnungen, wodurch rund 60% aller Wienerinnen und Wiener in den Genuss des geförderten Wohnbaus kommen. Dieses große Angebot an Wohnungen gepaart mit einem historisch starken MieterInnenschutz ist der Garant für die verhältnismäßig niedrigen Mietpreise in Wien.

Sozialer Wohnbau ist ein Eckpfeiler sozialdemokratischer Politik und ein wichtiger Faktor für leistbares Wohnen und sozialen Zusammenhalt. Die fast 100-jährige Geschichte roter Wohnbaupolitik sollte ein Vorbild für Europa sein. In dieser Hinsicht kann die Europäische Union ruhig ein bisschen wienerischer werden.

 

[Hier einige Eindrücke von der Ausstellungseröffnung]

 

Hintergrund:

Das Rote Wien

Als die Sozialdemokratie 1919 in Wien an die Macht kam, war eines der drängendsten Probleme die grassierende Wohnungsnot. Mit ihrer Vision einen neuen Menschen zu schaffen forcierte die sozialdemokratische Stadtregierung unter anderem groß angelegte Wohnbauprogramme, die sie mittels einer progressiv gestaffelten Wohnbausteuer finanzierte. In der Zeit des roten Wiens wurden bis zur Machtübernahme des Austrofaschismus im Jahre 1933 mehr als 66 000 Wohnungen gebaut. Diese Gemeindebauten bilden heute noch das Fundament für die Lebensqualität dieser Stadt.

Die Wohnhausanlagen waren für damalige Verhältnisse geradezu revolutionär. So gab es fließendes Wasser und eine Toilette in jeder Wohnung. Davor teilten sich mehrere Hausparteien in den privaten Mietskasernen Toilette und Wasserhahn am Gang. Die Bebauungsdichte wurde reduziert um mehr Grünflächen zu ermöglichen, die Architektur auf die Bedürfnisse der BewohnerInnen ausgerichtet. So wurden in vielen Gemeindebauten kommunale Einrichtungen wie Kindergärten oder Bibliotheken untergebracht. Schon damals wurden namhafte Architekten und Architektinnen eingeladen Gemeindebauten zu planen und umzusetzen. Eindrucksvolle Höfe wie der Karl-Marx-Hof im 19. Bezirk oder der Reumannhof im 5. Bezirk Wiens zeugen davon.

Die Ausstellung zeigt die verschiedenen Phasen jahrzehntelanger roter Wohnbaupolitik und gibt Ausblicke in die Zukunft. Wien wächst zurzeit jährlich um rund 30 000 Menschen und das stellt die Stadt vor große Herausforderungen. Eine Strategie für die Bewältigung dieses Wachstums ist der Fokus auf die neuen SMART-Wohnungen, die verstärkt auf die Bedürfnisse der heutigen Gesellschaft abzielen. Sie vereinen nach wie vor hohe Qualität, kompakte sowie effiziente Raumnutzung zu einem günstigen Preis.

Zusatzinfos: Weblexikon der Wiener Sozialdemokratie