Am Mittwoch stimmen die Ausschüsse des EU-Parlaments über das Verhandlungsmandat zur „Women on Boards Directive“ ab
„Nach zehn Jahren können wir endlich mit dem Rat und der Kommission in den Verhandlungsring steigen und die sogenannte ‚Women on Boards Directive‘ finalisieren. Es hat lange genug gedauert, dieses positive Zeichen in Sachen Gleichstellung zu setzen, aber wir sind drangeblieben! Und das hat sich ausgezahlt, denn nur dank des EU-Parlaments ist diese Richtlinie überhaupt noch auf dem Tisch. Es könnte auch keinen besseren Zeitpunkt dafür geben: Gerade jetzt in der Corona-Pandemie haben viele Frauen einen Nachteil auf dem Arbeitsmarkt. Wir müssen also alles tun, um die Stellung von Frauen zu verbessern“, so die SPÖ-Abgeordnete Evelyn Regner. Sie ist seit 2012 Chefverhandlerin des EU-Parlaments für die Richtlinie und konnte die französische Ministerin Moreno vor Beginn der französischen Ratspräsidentschaft davon überzeugen, das Dossier wieder aufzugreifen. Das mündete am Montag endlich im grünen Licht für Verhandlungen der EU-Mitgliedstaaten. „Während das Europäische Parlament bereits 2013 seine Position für verpflichtende Quoten in Aufsichtsräten präsentiert hat, wurde die Richtlinie im Rat über einen zu langen Zeitraum von einzelnen Mitgliedsstaaten blockiert. Entscheidend war letztendlich die deutsche sozialdemokratisch geführte Regierung, die die Blockade im Rat gelöst hat. Damit ist der Weg für mehr Frauen in den Europäischen Aufsichtsräten endlich frei. Die letzten Jahre haben eindeutig gezeigt, mit Absichtserklärungen und Freiwilligkeit erreichen wir viel zu wenig. Die Zahl von Frauen in Aufsichtsräten ist immer noch erschreckend gering und liegt derzeit laut ‚European Institute for Gender Equality‘ EIGE bei weniger als 23 Prozent. Während einige Mitgliedsstaaten bereits weiter fortgeschritten sind, sind generell nur in der Hälfte der Unternehmen in Bulgarien, Estland oder Ungarn Frauen in den Aufsichtsräten zu finden. Unser Ziel ist es, durch diese Richtlinie eine Präsenz von mindestens 40 Prozent Frauen in den obersten Etagen der Unternehmen in der gesamten EU zu erreichen. Das soll durch einen fairen und transparenten Prozess sichergestellt werden“, berichtet die Europaabgeordnete. Diese Richtlinie ist laut Regner ein wichtiger Schritt für mehr Gleichstellung in der EU, von dem Unternehmen auch wirtschaftlich profitieren. „Unternehmen, die die gesellschaftliche Wirklichkeit und Vielfalt besser abbilden, sind auch ökonomisch erfolgreicher. Mehr Frauen in Vorständen wirken sich positiv auf die finanzielle Leistung des Unternehmens aus. Zudem lassen sich weniger Fälle von Bestechung, Korruption, Aktionärsstreitigkeiten sowie Betrug in diesen Firmen nachweisen. Ein weiterer Grund, die Verhandlungen so rasch wie möglich beginnen zu lassen und sicherzustellen, dass keine Ausnahmen und Lücken im Gesetzestext Platz zur freien Interpretation gelassen werden“, so die Vizepräsidentin des EU-Parlaments abschließend. |