In der Luftfahrtbranche spielt sich derzeit ein Machtkampf ab, der sich immer stärker auf den Rücken von tausenden Beschäftigten abzuwälzen droht. Die sogenannten Golf-Airlines sind bei vielen Passagieren beliebt, sie bieten meist guten Service zu günstigen Preisen. Blickt man allerdings hinter die Kulissen, stellt sich heraus, dass Beschäftigte der Golf-Airlines, konkret der drei Fluganbieter Emirates, Etihad und Qatar, keineswegs denselben geleisteten Service/Komfort erfahren – vor allem weibliche Angestellte sind betroffen.
Unzumutbare Arbeitsbedingungen
Verstöße gegen europäisches Arbeitsrecht sowie die regelrechte Unterminierung der Kernarbeitsnormen der internationalen Arbeitsorganisation (ILO) durch fragwürdige Vertragsbedingungen sind häufig Alltag für die Angestellten dieser Airlines. So benötigen FlugbegleiterInnen beispielsweise eine Heiratserlaubnis des Arbeitgebers in den ersten fünf Jahren ihres Angestelltenverhältnisses. Für die Unternehmen wird Schwangerschaft so zu einem legitimen Entlassungsgrund. Neben den viel zu langen Arbeitszeiten erfolgt eine verpflichtende Unterbringung in unternehmenseigenen Quartieren, die durch Videokameras überwacht werden. Diese massiven Eingriffe in die Privatsphäre kann aber unter keinen Umständen eine tragbare Bedingung in einem Arbeitsverhältnis darstellen.
Europäische Luftfahrtunternehmen unter Druck
Zusätzlich zu den rigiden Vertragsbestimmungen findet ein unfairer Wettbewerb statt, der enormen Druck auf europäische Fluglinien und in Folge auf EU-ArbeitnehmerInnen ausübt. Denn die massiven staatlichen Zuschüsse, die Airlines wie Emirates, Etihad und Qatar erhalten, führen zu einer deutlichen Wettbewerbsverzerrung am europäischen Markt. Laut einer jüngst bekannt gewordenen Studie, erhielten die Golf-Airlines im vergangenen Jahrzehnt rund 42 Milliarden Dollar an staatlichen Subventionen. Hinzu kommt nun das Bestreben der drei Golf-Carrier, in Europa stärker aktiv zu werden: In einem Brief an EU-Verkehrskommissarin Violeta Bulc wird um ein weiteres Drehkreuz in Europa – neben den bestehenden in Dubai und Abu Dhabi – gebeten. Ich habe daher gemeinsam mit anderen Europaabgeordneten eine schriftliche Anfrage an die Kommission gestellt, um die Offenlegung der weiteren Vorgehensweise sowie der Einschätzungen hinsichtlich der Beschäftigtenrechte etc. seitens der Europäischen Kommission, zu erreichen.
Rechte und Sozialstandards absichern
Die starke staatliche Subventionierung bei gleichzeitig fragwürdigen Arbeitsbedingungen sowie der Versuch in den europäischen Markt einzudringen üben verstärkt Druck auf Beschäftigte in der Flugbranche aus. Europäische Fluggesellschaften mussten seit dem Jahr 2000 rund 80.000 Arbeitsplätze abbauen, weitere Sparprogramme laufen derzeit oder sind in Planung. Wir dürfen uns nicht von Qatar & Co durch Drohungen eines Boykotts europäischer Flugzeuge unter Druck setzen lassen! Jetzt werden die Weichen für Hunderttausende Beschäftigte in der Flugbranche gesetzt und wir müssen insbesondere auch im Europäischen Parlament dafür sorgen, dass die Rechte und Sozialstandards von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gerecht abgesichert werden!