Wiener Wohnbau: „Europa sollte wienerischer werden“

 6. Oktober 2014

Wohnbaustadtrat und SPÖ-Europaabgeordnete eröffnen am Montag Ausstellung in Brüssel zu Wiener Wohnbau

Der kommunale Wohnbau in Wien wird morgen, Montag, im Europäischen Parlament in Brüssel im Rahmen der Ausstellung „Wiener Wohnbau 1920 bis 2020“ gewürdigt. Evelyn Regner, gf. Delegationsleiterin der SPÖ-Europaabgeordneten und Schirmherrin der Veranstaltung, sagte im Vorfeld der Eröffnung: „Leistbares Wohnen ist Kernbestandteil sozialdemokratischer Politik. Der Wiener Wohnbau gilt dabei europaweit als Vorzeigebeispiel für eine gelungene Wohnungspolitik, die für sozialen Ausgleich steht. Er stabilisiert die Gesellschaft und wirkt Immobilienspekulationen und sozialer Ungleichheit entgegen. In der Europäischen Union können wir noch viel voneinander lernen und gerade im Wohnbau soll Europa noch wienerischer werden.“

 

Bereits im Juni vergangenen Jahres wurde im Europäischen Parlament ein Initiativbericht über den sozialen Wohnungsbau in der Europäischen Union angenommen. Das Europäische Parlament stellte dabei mehrheitlich fest, dass der Bedarf an erschwinglichem Wohnraum aufgrund der aktuellen Wirtschafts- und Sozialkrise immer weniger durch den privaten Gebäudebestand gedeckt werden kann und dass die gestiegenen Miet- und Energiekosten das Armutsrisiko und die Gefahr sozialer Ausgrenzung vergrößern.

 

Gerade vor dem Hintergrund der europaweiten Diskussion, welchen Bevölkerungsgruppen Wohnungen im sozialen Wohnbau zur Verfügung stehen sollten, zeigt sich, dass der Wiener Weg beispielgebend ist. In Wien stehen in allen Stadtteilen Gemeindewohnungen zur Verfügung, die immer zu denselben Konditionen vergeben werden. Durch die klaren Vergabekriterien, die auch Menschen bis weit in den gehobenen Mittelstand hinein das Leben in einer Gemeindewohnung ermöglichen, werden Ghettobildungen vermieden. Der soziale Wohnbau trägt damit entscheidend auch zum sozialen Frieden in der Stadt bei.

 

Wiens Wohnbaustadtrat Michael Ludwig unterstreicht: „Der seit beinahe einem Jahrhundert konsequent fortgeführte Weg der sozialen Wiener Wohnbaupolitik bringt mehrere Vorteile für die Menschen in der Stadt mit sich. Zum einen kann damit vielen Wienerinnen und Wienern qualitativ hochwertiger Wohnraum zu kostengünstigen Konditionen zur Verfügung gestellt werden. Zum anderen sind in Wien im Vergleich zu anderen Metropolen, die in etwa dieselbe Größe aufweisen – etwa München, Hamburg, Zürich, Mailand oder Barcelona – die Mietpreise um bis zu fünfzig Prozent niedriger. Der hohe Anteil geförderter Wohnungen wirkt insgesamt preisdämpfend auf den gesamten Wohnungsmarkt und davon profitieren alle Mieterinnen und Mieter in der Stadt – auch jene, die in einer privaten Mietwohnung leben.“ Es gibt keine andere Stadt in Europa, die über eine derartige Kontinuität der sozialen Wohnungspolitik verfügt und diese auch nicht aufgegeben hat, als der Zeitgeist Neoliberalismus und Privatisierung diktierte. „Die Stadt bekennt sich zu den Gemeindebauten und hat im Gegensatz zu vielen anderen Städten zu keinem Zeitpunkt einen Verkauf dieses kommunalen Eigentums in Erwägung gezogen. Bei der Wiener Volksbefragung 2013 haben sich über 87 Prozent der Bevölkerung dafür ausgesprochen, dass die kommunalen Betriebe – und dazu gehören auch die Städtischen Wohnhausanlagen – vor Privatisierung geschützt werden sollen. Wien wird seinen wohnpolitischen Weg weiter gehen und den Wohnungsmarkt auch in Zukunft nicht ausschließlich marktwirtschaftlichen Kräften überlassen, bekräftigte Ludwig.

 

Die besondere Stellung der Wiener Gemeindebauverwaltung wird ebenfalls morgen im Rahmen der „European Responsible Housing Awards Ceremony“ in Brüssel gewürdigt. Dort ist Wiener Wohnen unter den besten fünf Hausverwaltungen Europas für den Bereich „good governance“ nominiert. „Wiener Wohnen trägt als größte kommunale Hausverwaltung Europas maßgeblich zur Lebensqualität in Wien bei. Es ist eine schöne Bestätigung unserer Leistungen, wenn dies auch in Europa honoriert wird“, betont die stellvertretende Direktorin von Wiener Wohnen, Karin Ramser.

 

Hintergrund: Heute leben rund sechzig Prozent aller Wienerinnen und Wiener in einer geförderten Wohnung – entweder in einer der rund 220.000 Gemeindewohnungen oder in einer der etwa 200.000 mit Fördermitteln des Landes Wien errichteten Wohnung. Allein in den etwa 2.000 Gemeindebauten leben eine halbe Million WienerInnen. Das entspricht in etwa der EinwohnerInnenzahl, welche die drei Landeshauptstädte Graz, Salzburg und Klagenfurt zusammen aufweisen.

 

INFO: Die Ausstellungseröffnung findet morgen Montag, 6. Oktober, von 18 bis 20 Uhr im Europäischen Parlament Brüssel statt, Raum PHS 02 Zone B.