Gender Equality Index 2022: Politik ist bei der Gleichstellung weiter gefordert

 24. Oktober 2022
EP-Vizepräsidentin fordert mehr verbindliche Maßnahmen zur Gleichstellung von Mann und Frau in der EU

Zum Auftakt der „Gender-Equality-Week“ im Europäischen Parlament wird der Gender Equality Index des Europäischen Instituts für Gleichstellungsfragen (EIGE) präsentiert. Der Gleichstellungsindex wurde als Instrument zur Messung des Fortschritts der Geschlechtergleichstellung in der EU entwickelt und analysiert sieben Bereiche: Geld, Wissen, Zeit, Macht, Arbeit, Gesundheit und Gewalt. Der thematische Fokus in diesem Jahr sind die Folgen der Covid-19-Pandemie. Evelyn Regner ist Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments und Mitglied im Gleichstellungssauschuss. Sie kommentiert die Ergebnisse des Gender Equality Index 2022: „Die EU-Mitgliedstaaten liegen bei der Gleichstellung von Mann und Frau derzeit bei einem Wert von 68,6 Prozent. Österreich liegt bei 68,8 Prozent und somit leicht über dem Europäischen Durchschnitt, aber weit hinter den Spitzenreitern Schweden (83,9 Prozent) oder Dänemark (77,8 Prozent). Von einer hundertprozentigen Gleichstellung der Geschlechter in allen Bereichen in der EU und Österreich sind wir noch weit entfernt. Erschreckenderweise wurde zum ersten Mal seit 2010 in mehreren Bereichen ein Rückschritt verzeichnet, unter anderem bei der Bildung und auf dem Arbeitsmarkt. Das sind alarmierende Nachrichten!“, so Regner.

Insbesondere die Covid-19-Pandemie hat einen nennenswerten Fortschritt für die Gleichstellung in Europa verhindert, Regner meint dazu: „Das bereits existierende Ungleichgewicht zwischen Frau und Mann ist durch die Pandemie nur noch größer geworden. Es ist uns deutlich vor Augen geführt worden, dass Frauen immer noch den größten Anteil der informellen Care-Arbeit leisten, wie Kinder- oder Altenpflege, und zusätzlich noch den Haushalt schmeißen. Auch das Teleworking-Modell hat die Stellung der Frau auf dem Arbeitsmarkt verschlechtert, da Frauen oft die Betreuungsarbeit nebenbei erledigen mussten. Das hat immer noch gravierende Auswirkungen auf ihre Karrieren und ihre finanzielle Situation.“

Regner fasst zusammen: „Wir haben eindeutig gesehen, dass der Gender-Equality-Index ohne verbindliche politische Gleichstellungsmaßnahmen auf allen Ebenen in den letzten Krisenjahren mit Sicherheit weiter zurückgegangen wäre. Das unterstreicht, dass wir an allen Enden und in allen Politikbereichen ansetzen müssen und mit rechtlich bindenden Maßnahmen gegen die noch immer herrschende Ungleichheit zwischen Frau und Mann ankämpfen müssen!“

Der Link zum diesjährigen Index ist hier abrufbar: https://eige.europa.eu/gender-equality-index/2022