FIFA-Chaos nutzen

 12. Juni 2015

Ermittlungen wegen Korruption, Razzien, Verhaftungen und sogar Sepp Blatters Rücktrittsankündigung: Die letzten Wochen hatten es in der Fußball-Welt tatsächlich in sich. Für mich ist dabei aber entscheidend, den Blick weiterhin auf die Menschenrechtslage und die Arbeitsbedingungen in den nächsten WM-Ausrichterländern zu richten. Neuvergaben und Boykotte der Weltmeisterschaften werden wieder lauter diskutiert.

 

Keine Blut-WM in Katar

 

Die katastrophale Lage der Arbeiter in Katar, wo die Herren-Fußball-WM 2022 ausgerichtet werden soll, beschäftigt viele Gewerkschaften und auch mich schon lange. Im Wüstenstaat werden derzeit gerade Straßen und Stadien, teilweise ganze Städte aus dem Boden gestampft. Die Arbeitsbedingungen der Bauarbeiter grenzen oft an moderne Sklaverei. Bis zum Anstoß des Turniers könnten mehr Arbeiter auf den Baustellen sterben, als Fußballer an der WM teilnehmen werden. Von bis zu 4000 Toten bzw. einem Toten pro Tag ist die Rede. (Siehe auch die Kampagne des Internationalen Gewerkschaftsbundes)

 

Scharfer Blick nach Russland

 

Vier Jahre vor Katar soll Russland Ausrichter der nächsten FIFA-WM 2018 sein. Wurden bereits im Zuge der Winterolympiade 2014 in Sotschi viele kritischen Stimmen laut, so sollten sie nun noch viel lauter werden. Denn auch hier ist nicht nur die Menschenrechtslage inakzeptabel (insbesondere für LGTBI-Personen und Kreml-kritische JournalistInnen). Vor wenigen Wochen wurden Pläne bekannt, wonach Häftlinge auf den Baustellen der WM-Stadien eingesetzt und als Billigarbeiter ausgebeutet werden sollen. Ein unsäglicher Plan, den ich nicht tolerieren kann.

 

Korruption als Hebel

 

Für mich als sozialdemokratische Gewerkschafterin sind Ausbeutung und Sklaverei Grund genug, um Weltmeisterschaften neu zu vergeben. Sollten sich jetzt im Zuge der aktuellen Ermittlungen die Korruptionsvorwürfe bei den WM-Vergaben für Russland und Katar verdichten, könnte das der entscheidende Hebel sein. Das Europäische Parlament hat diese Woche eine Entschließung angenommen, die sowohl die systematische Korruption verurteilt, als auch die Vergaben der beiden nächsten Weltmeisterschaften ins Visier nimmt.

 

Wir dürfen es nicht zulassen, dass an einer der größten und wichtigsten Sportveranstaltungen der Welt das Blut zigtausender Arbeiter klebt. Die Neuvergabe beider Weltmeisterschaften ist der einzige Weg, um das in Zukunft zu verhindern.