In meiner Funktion als Vizepräsidentin durfte ich auch die Gewinnerin des LUX-Filmpreises bekannt geben, Jasmila Žbanić mit dem Film „Quo Vadis, Aida?“
Ein Film, der die Erlebnisse der Dolmetscherin Aida behandelt, die sich während des Genozids 1995 in Srebrenica aufhält. Eine Geschichte voller persönlicher Schicksale und Tragik, die einen Einblick gewährt in einer der dunkelsten Stunden in der europäischen Geschichte. Aber genau deshalb ist Film ein so wichtiges Medium, denn er Film ermöglicht es uns Geschichte mitzuerleben und daraus zu lernen. Filme verhindern ein Vergessen, aber spenden auch Hoffnung und können uns einen Weg aufzeigen in eine bessere Zukunft.
Filme sind politisch!
Die drei Finalist:innen dieses Jahr zeigen das besonders, denn jeder der drei ausgewählten Filme erzählt eine starke Geschichte und hat es aus gutem Grund in die Endauswahl geschafft. Sie behandeln Themen wie Krieg, Migration und sexuelle Identität, die die kollektive und individuelle Geschichte Europas geprägt haben und die Europäische Union und unsere europäische Gesellschaft formen.
Diese Filme haben gezeigt, dass sich die europäische Filmindustrie nicht zu verstecken brauch vor Hollywood. Ich durfte in meiner Positionen unglaublich talentierte Künstler:innen, Filmschaffende, Schauspieler:innen und viele mehr kennenlernen, die sich mit ganzem Herzen dem Film verschrieben haben.
Und wie Europa, spiegeln diese Filme kulturelle Besonderheiten der Herkunftsländer wider. Mit einem eigenen Stil und eigenen Themen. Diese Besonderheiten macht es auch so wichtig, die europäische Filmindustrie zu unterstützen. Der Erfolg eines Filmes darf nicht nur am Ökonomischen gemessen werden, sondern auch an seiner kulturellen Signifikanz. Damit können wir auch das Bild, das wir nach draußen transportieren, bestimmen. Wir können europäische Werte und Vorstellungen künstlerisch kommunizieren. Und wir geben Künstler:innen die Möglichkeit mutig zu sein, neues auszuprobieren und kontroverse Themen zu behandeln.
Auch können wir die Künstler:innen unterstützen, die von Corona besonders betroffen waren. Viele sind selbständig oder Freischaffende und ihnen wurde durch die Pandemie das Leben sehr erschwert.
Der LUX-Publikumspreis ist eine wunderbare Initiative, um die kreative Welt und die Politik zusammenzubringen und diesen Austausch zu fordern.
Eine politische Herausforderung ist auch, dass die Filmbranche sehr stark von Männern dominiert wird. Darum freut es mich sehr, heute der einzigen weiblichen Filmemacherin in dieser Runde und inspirierenden Frau zu diesem großen Erfolg zu gratulieren – einem Film, der es wirklich verdient hat, den LUX-Preis zu gewinnen.
Persönlich freut mich, dass ich in diesem Rahmen Munira Subašić, eine Überlebende des Genozids in Srebrenica, kennenlernen durfte. Eine starke Frau, die sich nicht von ihrer schrecklichen Vergangenheit zurückhalten lässt, sondern es sich zur Aufgabe macht für Frieden und ein Miteinander zu plädieren. Im Plenarsaal hielt sie eine bewegende Rede, ihre Message war deutlich: „Beendet den Krieg in der Ukraine – Wir Überlebenden von Srebrenica wissen, was Krieg heißt und niemand soll das erleben.“