Es gibt diesen traurigen Jahrestag, der das eklatante Lohngefälle zwischen Frauen und Männern in der Europäischen Union aufzeigt: den Equal Pay Day, den wir alle kennen. Zu feiern gibt es da nichts. Dieser Tag markiert die großen Lohnunterschiede zwischen Frauen und ihren männlichen Kollegen. Obwohl der Grundsatz „gleiches Entgelt für gleiche oder gleichwertige Arbeit“ seit jeher in den EU-Verträgen verankert ist, obwohl die Gleichbehandlungsrichtlinie im Artikel 4 explizit direkte und indirekte Diskriminierung bei der Bezahlung verbietet, verdienen Frauen im Jahr 2019 EU-weit pro Stunde immer noch 16 % weniger als ihre männlichen Kollegen. Noch schlimmer sieht es im Alter aus, weil Frauen im Durchschnitt um 40 % weniger Pension, weniger Rente beziehen als Männer. Mütter mit Kindern unter sieben Jahren haben es überhaupt am schlimmsten: Zwei Drittel des Lohngefälles sind klassische Diskriminierung. Frau wird schlechter bezahlt, nur weil sie Frau ist. Das Lohngefälle basiert unter anderem auf hartnäckigen Stereotypen zur Rolle von Frauen, die immer noch die meiste Hausarbeit und Kindererziehung übernehmen.
Es braucht ein Umdenken, ein Aufbrechen der geltenden Macht- und Denkstrukturen, wenn wir echte Gleichstellung und faire Bezahlung wollen. Deshalb wende ich mich an die Kommission: Wir brauchen mehr, als wir bisher hatten: echte legislative Maßnahmen zur Lohntransparenz, Sanktionen bei Diskriminierung und ordentliche Entschädigung der Betroffenen. Das erwarten wir uns von der Kommission als Anwältin für Männer und Frauen.